Die Venus ein Zwilling der Erde?

Die Venus ist der innerer Nachbarplanet der Erde und leuchtet in der Dämmerung am Himmel als auffälliger Abend- bzw. Morgenstern, heller als alle anderen Planeten. Schon im Jahre 1610 fand der Astronom Galileo Galilei mit seinem Teleskop die Phasengestalt der Venus, eine Erscheinung die bereits vom Mond her bekannt war.

Das Bild links zeigt den Planeten am 18.5.04 nur wenige Tage vor dem Transit. Venus leuchtet bei Sonnenuntergang als hauchdünne große Sichel. Im rechten Bild erkennt man die Venus als Abendstern am 29.5.04, 10 Tage vor dem Transit. 30 min nach Sonnenuntergang leuchtet der Planet nur noch ca. 10 Grad hoch tief am Nordwestenhorizont. Zu diesem Zeitpunkt sind nur noch ca. 4 Prozent des Venusscheibchens beleuchtet. In den kommenden Tagen verliert die Venus zunehmend an Helligkeit und verblasst schließlich im Abendrot.

 

Mit einem Durchmesser von 12100 km ist der Planet fast so groß wie die Erde und wurde deshalb früher oft auch als “der Zwilling der Erde“ bezeichnet. Ihre große Helligkeit am Nachthimmel verdankt Venus einer sehr dichten undurchsichtigen Wolkenhülle, die 76 Prozent der einfallenden Sonnenstrahlung reflektiert. Die aus Schwefelsäuretröpfchen bestehenden Venuswolken jagen mit mehr als 450 Kilometer pro Stunde in nur 4 Tagen einmal um den Planeten herum. Die Venus dagegen rotiert dazu vergleichsweise langsam in 243 Tagen einmal um ihre Achse. Ein Venustag ist damit länger als ein Venusjahr.

Die meisten Informationen über das Venusklima lieferten Raumsonden, deren Daten verdeutlichten wie stark sich Erde und Venus voneinander unterscheiden. So besteht die Venusatmosphäre zu ca. 96% aus Kohlendioxid und der Atmosphärendruck an der Oberfläche ist 90 mal höher als auf der Erde. Die hohe Kohlendioxid Konzentration in der Atmosphäre führt zu einem extremen Treibhauseffekt, mit 500°C Oberflächentemperatur am Tage wie auch in der Nacht. Die russischen Venerasonden landeten auf der Venusoberfläche und übermittelten Bilder von ihren Landestellen (siehe Bild oben). Diese zeigten eine in orangefarbenes Licht getauchte, hauptsächlich aus vulkanischen Basalten bestehende Oberfläche, die vergleichbar mit den Vulkanlandschaften auf der Erde ist. Das Bild unten links zeigt einen der vielen Venusvulkane mit seinen erstarrten Lavaausflüssen (hell) im Vordergrund.

Radarbeobachtungen der Raumsode Magellan konnten dieses Bild der Oberfläche für den ganzen Planeten bestätigen. Unzählbar viele Vulkane sind über den Venusglobus verstreut und gewaltige viele tausend Kilometer lange Lavakanäle zerfurchen die Oberfläche des Planeten. Die Dichte von Einschlagkratern auf der Venus ist so gering, dass sie höchsten 500 Mio. Jahre alt sein dürfte. Scheinbar veränderten zu dieser Zeit zahlreiche geologische Aktivitäten das Gesicht des Planeten. Auf aktuellen Bildern der Raumsonde Magellan konnten jedoch keine heute noch aktiven Vulkane entdeckt werden. Die von ihrer Größe her vergleichbaren terrestrischen Planeten Venus und Erde entwickelten sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Die Erde wurde zu einem blauen Planeten auf dem Leben entstehen konnte, die Venus dagegen zu einem lebensfeindlichen Glutofen. Nur eine weitere intensive Erforschung unseres Nachbarplaneten wird klären können warum sich beide Planeten so entwickelt haben wie wir sie heute beobachten können.